Es gibt keinen professionellen Schriftsteller. Die Idee, es sei
möglich, einen Grad der Versiertheit zu erlangen, der davor schützt,
mißlungene oder einfach unbedeutende Texte zu verfassen, wird von der
Erfahrung ständig widerlegt: Bei jedem neuen Projekt steht ein Autor
ganz am Anfang. Das Schreiben ist kein Handwerk, und keine
Meisterprüfung bewahrt einen davor, beim nächsten Mal die schlimmsten
Lehrlingsfehler zu machen.
Um sich selbst darüber zu beruhigen, läßt der Autor sich willig in die
Rolle des Auskunftsgebers drängen. Von der ersten zaghaften
Veröffentlichung an soll er mit einer Gewißheit, als lägen bereits
Gesamtausgaben hinter ihm, darüber sprechen, wie es sich denn mit dem
Schreiben verhalte. Und er tut es gerne, denn die Rolle ist beruhigend
und schafft trügerische Sicherheit.
Diesem Dilemma versucht Daniel Kehlmann in seinen Poetikvorlesungen zu
begegnen, indem er sich selbst befragt. Er erfindet einen lästigen
Interviewer - Verkörperung akademisch-journalistischer Wißbegierde -
und gibt ihm, manchmal bereit- und manchmal widerwillig, die geforderte
Auskunft.
Diese sehr ernsten Scherze
Poetikvorlesungen
43 S., Tb
€ 9,80
ISBN 978-3-8353-0145-0
www.wallstein-verlag.de